Der VfR Mannheim kann seine Aufstiegsambitionen in der Fußball-Verbandsliga Nordbaden nicht unterstreichen:
Mit 0:1 verloren die Rasenspieler das Derby beim TSV Amicitia Viernheim. In einer Partie, die dem Prädikat "Spitzenspiel" keinesfalls gerecht wurde, siegten die Südhessen dank eines Kopfballtreffers von Kai Engel (80.) und kletterten auf Rang sechs der Tabelle. Der VfR muss sich nun mit Platz neun zufriedengeben.
"Wir standen tief und wollten dem VfR wenig Räume geben. Wir wussten, dass sie spielerisch nur schwer in unsere Gefahrenzone kommen. Über Konter wollten wir uns dann selbst Chancen erspielen", erklärte TSV-Amicitia-Coach Norbert Muris seine Taktik. "Wirklich verdient ist der Sieg natürlich nicht. Der VfR war in der zweiten Halbzeit schon besser und druckvoller, diesmal war das Glück aber auf unserer Seite."
Rund 500 Zuschauer sahen die Partie im Viernheimer Waldstadion. Es war das erste Aufeinandertreffen der beiden Vereine seit gut vier Jahren. Die erste Halbzeit war für Fußball-Liebhaber jedoch kein Leckerbissen. Viele Fehlpässe, kaum Torchancen, dafür viel Kampf und Einsatz. Beide Teams wollten nichts anbrennen lassen und zeigten viel Respekt vor dem Gegner. Nur durch Fernschüsse bekamen beide Torhüter Arbeit.
Für Viernheims Coach Muris war das Wiedersehen mit dem VfR etwas Besonderes. Vor gut zwei Jahren stand er noch als Co-Trainer an der Seitenlinie der Rasenspieler. "Der Sieg gibt mir ein gutes Gefühl. Es herrscht eine gesunde Rivalität zwischen beiden Vereinen. Noch dazu haben viele Spieler bei uns auch schon im VfR-Trikot gekickt, das hat dann seinen speziellen Reiz."
Nach einem Dreier sah es für die Südhessen aber lange Zeit nicht aus. Auch die zweite Halbzeit blieb vorerst ohne Höhepunkte. Die Tatsache, dass der VfR mit neun Ersatzspielern anreiste, schien interessanter als die Partie. Doch allmählich kam das Team von VfR-Trainer Hakan Atik in Schwung. Die Spieler hatten mehr Ballbesitz, kamen aber nicht durch die Viernheimer Viererkette. "Bei uns hat der letzte Pass gefehlt, da hatten wir keine Ideen", so ein enttäuschter Atik. "Der Gegner kam einmal richtig vor das Tor und macht das Ding rein. Wir hatten eine Großchance in der 67. Minute, da hätten wir schon in Führung gehen müssen." Was den Coach so ärgerte: Dennis Lodato dribbelte über links in den Strafraum der Gastgeber, zentral standen zwei Mitspieler einschussbereit, aber Lodato setzte den Ball eigensinnig an den Pfosten.
Der TSV Amicitia wurde in der 80. Minute zum ersten Mal wirklich gefährlich. Boban Peric flankte von links in den VfR-Strafraum. Atiks Hintermannschaft konzentrierte sich allein auf den eingelaufenen Marc Haffa und ließ Torschütze Kai Engel völlig unbeachtet. Der nicht gerade als Kopfballungeheuer bekannte Engel köpfte den Ball trocken ins linke Eck - 1:0. "Wir waren nicht ganz zufrieden mit dem Saisonstart, da war der Dreier heute genau richtig. Außerdem werde ich so schnell wohl auch kein Kopfballtor mehr machen", lachte der Siegtorschütze.
Rote Karte wegen Meckerns
In den restlichen Minuten passierte nicht mehr viel. Der VfR warf zwar noch einmal alles nach vorne, doch der TSV Amicitia blieb standhaft. Zu allem Überfluss schwächte sich der VfR in der Nachspielzeit selbst. Der ohnehin unglücklich agierende Lodato kassierte Rot wegen Meckerns. Coach Atik saß noch Minuten nach Schluss restlos bedient am Spielfeldrand. Er dürfte gemerkt haben, dass der Aufstieg kein Spaziergang wird.
© Mannheimer Morgen, Montag, 14.09.2015 - Bastian Hauk
TSV Amicitia: Bisch - Haas, Karlidag, Schander (72., Peric), Bayram (85., Helbig) - Hofstätter, Kuhn (64., Scheidel), Marschlich, Haffa - Engel - Monetta.
VfR: Jäger - Mantel (46., Denefleh), Maier, Rau, Kirschner - Adragna (73., Kader), Lodato, Prokop, Olumide, Pavic (57., Özdemir) - Baltaci.
Tor: 1:0 Engel (80.).
Besonderes Vorkommnis: Lodato (VfR Mannheim) sieht die Rote Karte wegen Meckerns (90.).
Beste Spieler: Haffa, Engel - Olumide.
Zuschauer: 500.
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