MM-Extra-Spiel:
Beim 2:1 gegen Schwetzingen lässt sich der Verbandsligist weder das 0:6 aus der Vorwoche noch die Nachricht vom Trainer-Abschied anmerken.
Im Nachbarschaftsduell gegen den SV 98 Schwetzingen haben die Verbandsliga-Fußballer des TSV Amicitia Viernheim mit ihrem in der Schlussphase erkämpften 2:1 (0:1)-Erfolg im doppelten Sinn Moral bewiesen. Die 0:6-Klatsche vom Gastspiel vor acht Tagen beim FC Zuzenhausen wurde auf dem Rasen weggesteckt. Tiefer dürfte die Blau-Grünen allerdings die Nachricht getroffen haben, dass Trainer Norbert Muris den Verein zum Saisonende verlässt.
"Ich habe die Mannschaft am Freitagabend nach dem Abschlusstraining darüber informiert", erklärte Muris telefonisch gegenüber dieser Zeitung, weil er wegen einer Grippe gestern nicht selbst auf der Bank sitzen konnte. Seinen Job übernahm Co-Trainer Thomas Reisch. Im Stadion sickerte die Nachricht schnell durch. Das Spiel gegen den SV 98 Schwetzingen selbst wurde da fast zur Nebensache.
Unterschiedliche konzeptionelle Vorstellungen zwischen der neuen Abteilungsleitung um Karsten Welle, dessen Führungsriege und dem Coach sollen nach den seit Ende Januar laufenden Gesprächen ausschlaggebend gewesen sein. Dies bestätigten beide Seiten.
"Wir wollen uns anders als bisher organisieren, etwas weg von einigen dem Profi-Fußball nahen Strukturen", erklärte Spielausschussvorsitzender Peter Scheidel. An der Lorscher Straße soll zudem der Gürtel künftig enger geschnallt werden.
Schon im Winter drohte der Kader infolge wirtschaftlicher Engpässe auseinanderzufallen. Doch Muris gelang es, das Team nach zahlreichen Gesprächen zusammenzuhalten. Zu seiner getroffenen Entscheidung sagt Muris, der die Truppe im Sommer 2014 übernahm: "Es fehlt an vielen Dingen, derer es bedarf, wenn man bestimmte Ziele erreichen will. In der Mannschaft ist die Stimmung intakt. Deshalb mache ich die Runde auch zu Ende. Ich lasse die Jungs jetzt nicht im Stich. Ich denke aber, die Mannschaft steht mit Blick auf 2016/17 vor einem großen Umbruch. Trotzdem wollen wir bis zum Ende um Platz zwei kämpfen." Muris wie Scheidel betonten ausdrücklich, dass es bei der anstehenden Trennung weder um "aktuelle sportliche noch menschliche Konflikte" ging. Im Gegenteil. Hauptvereinsvorsitzender Edmund Scheidel, der die Entscheidung der Abteilungsführung überließ, erklärte: "Norbert Muris hat weit mehr in seinem Amt geleistet, als nur Trainer zu sein. Das verdient hohen Respekt. Der Gesamtverein befindet sich in einigen Abteilungen inzwischen im Wandel. Eine Art Verjüngungskur, die auch neue Ideen und Konzepte mit sich bringt, findet statt. Ich selbst habe in der Diskussion um Muris nur beratend eingewirkt."
Nachfolger bis Ende der Woche
Wie Sohn Peter Scheidel erklärt, solle "im Optimalfall schon bis Ende der Woche die Entscheidung über den Nachfolger getroffen werden. Wir stehen in Gesprächen." Allen Engpässen zum Trotz solle, so Scheidel, "die Mannschaft so weit es geht gehalten werden."
Fußball gespielt wurde im Waldstadion aber auch. Die Gäste aus Schwetzingen gingen nach einer chancenarmen und ausgeglichenen ersten Hälfte nach einem Konter über links durch den aufgerückten Fabian Feigenbutz in Führung (40.). Die Blau-Grünen bewahrten allerdings die Ruhe und drehten die Partie nach dem Wechsel durch einen Doppelschlag des starken Matteo Monetta. Der Viernheimer Matchwinner traf erst aus kurzer Distanz (73.) und dann per Elfmeter (78.). Scalamato hatte Haffa gefoult. Am Spielverlauf gemessen war dieser Dreier vielleicht etwas glücklich, für das Viernheimer Nervenkostüm aber immens wichtig.
© Mannheimer Morgen, Montag, 21.03.2016
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